Chronik

Bernd Frenzel aus Pirna ist ein Schiffsnarr.

Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. Und deshalb rettete er 1980 die "Sachsenwald" vor der Verschrottung, auf die sie in Burg (bei Magdeburg) seit ihrer letzten Fahrt im Jahre 1972 wartete. Kurzentschlossen blätterte er dem damaligen Eigner den "Schrottpreis" auf den Tisch.

Liebe macht bekanntlich blind. Was hatte er da erworben?

Das Schiff war nach acht Jahren Liegezeit in einem erbärmlichen Zustand, das Eisen total verrostet, die Spannten verfault, die Inneneinrichtung zerstört, Klasse (Attest) abgelaufen - er besaß, von der intakten Originalmaschine abgesehen, einen nutzlosen Schrotthaufen - mehr nicht.

Noch ahnte er nichts von den kommenden Hürden, obwohl ihm die Welt der Dampfschiffahrt nicht ganz fremd war. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er bereits 6 Jahre bei der ehemaligen "Weißen Flotte" (die heutige Sächsische Dampfschiffahrt) und war mit deren Raddampfern ungezählte Male zwischen Riesa und Schmilka die Elbe rauf und runter gefahren. Fast 17 Jahre wurden es dann insgesamt, bevor Bernd Frenzel seinen mit Leib und Seele ausgeübten Job als Schiffskondukteur an den Nagel hängte und im Herbst 1991 ein eigenes Unternehmen aus der Taufe hob:

Personenschiffahrt Oberelbe

Oktober 1991 - nach nur 9-monatiger Bauzeit wurde das Dampfschiff wieder in Dienst gestellt. Die Schiffswerft Laubegast war bereit, das Schiff grundlegend zu reparieren. Sie ist eine der wenigen, die noch die historische Niet-Technik für solche Veteranen beherrscht.

Heraus kam praktisch ein Neubau. Neue Spannten, neue Außenhaut, neue Innenverschalung, neue Aufbauten, neue Elektroanlage und ein neuer schottischer 2-Flammrohr-Schiffskessel mit Rostfeuerung für Steinkohle - hergestellt als Sonderanfertigung im Dampfkesselbau Dresden übigau.

Nur die 220-PS-3-Zylinder-Verbund-Kolbendampfmaschine macht fast unberührt von nunmehr 90 Jahren unermüdlich ihre Touren.

Im Oktober 2009 überführten wir MS "Mettlach" von Trier nach Laubegast (Werft). Diesmal waren unsere Jungs 14 Tage unterwegs. Das Schiff ist ein Schwesternschiff von MS "Sächsische Schweiz" und fuhr ebenfalls auf der Weser bis es nach Trier auf die Saar verkauft wurde. Das Schiff ist etwas größer als die MS "Sächsische Schweiz" und bietet somit mehr Platz für unsere Gäste. Gerade wenn es nach Decin CZ ging war der Platz sehr begrenzt. Nun freuen wir uns, dass wir ein optimales Schiff für diese Strecke - auch vom Tiefgang!(beladen 0,80m) - anbieten können.

Natürlich ist noch viel zu tun. Als wir es übernahmen war es in einem schlechten Zustand (Es war auch schon über einem Jahr außer Betrieb). Was muss getan werden?

Werft: Sandstrahlen, Rostschutz, Antifaulinganstrich bis Wasserlinie, dann ging es in den Hafen Prossen. Komplette Elektrik, Fußböden sowie Rohre müssen neu verlegt werden, WC wird saniert, Anschaffung von Küche + Inventar. Tischlerarbeiten. 130 Stühle, Ausrüstung und Geschirr müssen bestellt werden, sowie Streicharbeiten außen. Wenn Alles geschafft ist geht das Schiff als "Bastei" (nicht zu verwechseln mit der "Bastei" die nach Prag ging) in die Linie täglich von: Pirna - Obervogelgesang - St. Wehlen - K. Rathen - Königstein - Bad Schandau - Hrensko CZ und zurück (Mittwoch weiter bis Decin CZ und zurück).

Wir freuen uns darauf, auch in der kommenden Saison 2024 recht viele Passagiere begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen an Bord einen angenehmen Aufenthalt. Die Sächsische und Böhmische Schweiz bietet Ihnen mit ihren landschaftlichen Reizen beste Bedingungen dafür.

Ahoi

Marion Frenzel